Die Idee der Freigärtner nimmt Bezug auf den biblischen Paradiesgarten sowie auf die Pflege des Erdbodens, was metaphorisch mit der Kultivierung des Geistes, der Seele und der Tugenden gleichgesetzt wird. Die Bezugnahme auf den Paradiesgarten aber auch auf den Baum des Lebens, der mitten im Paradiesgarten stand, stellt auch eine bewusste Verbindung zur jüdisch-christlichen Mystik dar.
Freigärtner sehen u.a. in einem Garten einen spirituellen Zugang zu sich selbst. Das Motto der Freigärtner lautet: »Im Osten regiert Liebe, Weisheit, Harmonie und Wahrheit.« Der Osten bezieht sich auf den Paradiesgarten aber auch auf den Ewigen Osten, woher alles Licht kommt.
Die vier Tugenden aus dem Motto sind mit einer klaren Aufgabenstellung verbunden: Tiefer Respekt vor dem Schöpfer (Liebe), der Schöpfung (Weisheit), einem achtsamen Umgang mit der Natur (Harmonie) und einem geschwisterlichen Miteinander unter den Menschen (Wahrheit).
Freigärtner verehren Adam, den ersten Gärtner, Noah, den ersten Bewahrer nach der Sintflut und Winzer, Salomo, der um seinen legendären Tempel einen königlichen Garten anbauen lies, aus dem allerlei Räucherwerk, Weihrauch, Harze und Öle für den Tempeldienst gewonnen wurden, sowie Jesus Christus, den letzten Gärtner und Gestalter eines neuen Paradiesgartens im Sinne einer neuen Weltordnung.
Die vier Grade der Freigärtner:
- Der 1. Grad ist Adam, dem ersten Gärtner, zugeordnet, der den Paradiesgarten bebauen und bewahren sollte (vgl. 1. Buch Moses 18,1);
- der 2. Grad ist Noah zugeordnet, der den ersten Altar nach der Sintflut (vgl. 1. Buch Moses 8,20) errichtet und die Saat weitergereicht hat (vgl. 1. Buch Moses 9,1);
- der 3. Grad ist Salomo zugeordnet, der einen königlichen Garten um seinen legendären Tempel anlegen ließ (vgl. 1. Buch Könige 6,11), aus dem allerlei Räucherwerk, Weihrauch, Harze und Öle für den Tempeldienst gewonnen wurden; und
- der 4. Grad ist Jesus zugeordnet, der als der letzte Gärtner (vgl. Joh. 18,1) eines neuen Paradiesgartens im Sinne einer neuen Weltordnung angesehen wird (vgl. Joh. 20,11-16).
A::N::S::O::
Die Anfangsbuchstaben der drei biblischen Personen Adam, Noah und Salomo werden auf den Schurzen in einer Triade dargestellt in deren Mitte der Buchstabe O zu sehen ist, der die Schnittmenge der drei Buchstaben darstellt. Der vierte Buchstabe steht für den Olivenzweig- oder -baum. Während der biblische Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen als Apfelbaum missinterpretiert wurde, wird der zweite Baum mitten im Paradiesgarten als Olivenbaum verstanden.
P::G::H::E::
Vier weitere Buchstaben auf den Schurzen beziehen sich auf die vier Flüsse, die mitten im Paradiesgarten entspringen: Pischon, Gihon, Hiddekel (Tigris) und Euphrat. Sie bilden einen versteckten Hinweis auf die vier Tugenden der Freigärtner: Liebe, Weisheit, Harmonie und Wahrheit.
Der königliche Schlossgarten in Jerusalem
Als der salomonische Tempelbau beendet wurde (im 10. Jhdt. v. Chr.), zogen die Bauleute weiter aber die Gärtner blieben und kümmerten sich um den königlichen Garten bis er 586 v. Chr. durch die Neubabylonier zerstört wurde; so berichtet es eine Legende der antiken Freigärtnerei.
Jesus der letzte Gärtner
Den Mitgliedern steht es frei, ob sie Jesus Christus als einen historischen Wanderprediger, als Gottes Sohn oder als die allegorische Personifikation eines geistigen Prinzips betrachten. Ein christliches Bekenntnis wird nicht vorausgesetzt, aber es wird von den Mitgliedern ein Interesse an den biblischen, philosophischen, hermetischen und kabbalistischen Grundlagen der Freigärtnerei erwartet.
Die Offenbarung, das letzte Buch des Neuen Testaments, verknüpft das Motiv des Lebensbaums mit der Vision des himmlischen Paradieses. Er ist ein zentrales Element der jüdisch-christlichen Mystik, der einen direkten Bezug zu Jesus Christus herstellt. Die Freigärtner sehen ihn als den letzten Gärtner und Gestalter eines neuen Paradiesgartens im Sinne einer neuen Weltordnung an; besonders aufgrund der Verwechslung laut dem Johannis-Evangelium:
Maria (Magdalena) aber stand vor dem Grabe und weinte draußen. Als sie nun weinte, guckte sie ins Grab und sah zwei Engel in weißen Kleidern sitzen, einen zu den Häupten und eine zu den Füßen, da sie den Leichnam hin gelegt hatten. Und diese sprachen zu ihr: „Weib, was weinest du?“ Sie sprach zu ihnen: „Sie haben meinen Meister weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hin gelegt haben.“ Und als sie das sagte, wandte sie sich zurück und erblickte Jesus aber sie erkannte ihn nicht. Er sprach zu ihr: „Weib, was weinest du? Wen suchest du?“ Sie meinte es sei der Gärtner und sprach zu ihm: „Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo hast du ihn hin gelegt, so will ich ihn holen.“ Jesus erwiderte zu ihr: „Maria!“ Da wandte sie sich ihm zu und sprach zu ihm: „Mein Meister!“
Zitatquelle: Johannes-Evangelium, Kapitel 20, Verse 11-16